Jede Fähigkeit muss gelernt werden.  Und alles Gelernte kann man verlernen. 

Das geht so mit Fahrradfahren, Handschrift und fotografieren. 

Wenn man „es“ nicht täglich macht, „es“ also nicht mehr im Muskelgedächtnis steckt, wird man unsicher, langsam und macht Fehler. Die Gedanken sind mit dem „tun“ beschäftigt, der offene Blick über die Aufgabe hinaus ist eingeschränkt. 

Das erste Mal habe ich das nach meinem 18. Geburtstag gemerkt – die lang ersehnte automobile Mobilität hatte mein geliebtes MTB in einen Dornröschenschlaf versetzt. Als ich ein paar Monate später zwangsweise wieder auf das Fahrrad angewiesen war, kam mir mein Drahtesel wie ein Fremdkörper vor. Heute kann ich mit den akrobatischen Tricks meines Juniors nicht mehr Stand halten. Tricks die ich im Alter von 16 damals glaube ich miterfunden habe. Gefühlt.  

Beim fotografieren geht es mir nicht anders. Liegt meine Kamera erst mal wochenlang in der Schublade, dann vergisst man. Das Muskelgedächtnis schrumpft, die automatischen Anpassungen an den Hebeln des Belichtungsdreiecks passieren nicht mehr intuitiv und bis man merkt, dass die ersten Bilder bei ISO 6400 am Nachmittag gemacht wurden, vergeht so seine Zeit. Was mir hilft, ist die Tatsache, dass meine Kameras im Handling sehr identisch sind. Ich muss mich nicht auch noch auf eine grundlegend andere Bedienung zwischen den Bodies einstellen. 

Es hilft nix – da muss ich wieder durch. Gelegenheiten suchen, knipsen, erinnern. 

Der Vorteil des „erinnern“ ist, dass die Lernkurve schneller durchflogen wird. Die ersten Momente sind frustrierend und nervig – aber es wird wieder werden.

Technisch ist das also kein Problem – wieder in den Foto-Mood zu kommen, ist schon eher eine Herausforderung. Dazu benötigt es nicht nur Zeit sondern auch wieder Ideen für Motive. 

Die Motive liegen aber oft ganz nahe uns sind wesentlich unkomplizierte als man manchmal denkt – denn Geschichten kann man viele erzählen. Man muss sie einfach nur sehen – und dann anfangen zu knipsen.

Um sehen zu können, muss man frei von der Ablenkung der Bedienung sein. Erst wenn man wieder die Knöpfe und Rädchen frei bedienen kann, erst dann wird man wieder dem Kopf frei für Motive haben. 

Alternativ einfach die Kamera in den „Grünen Modus“ stellen (Vollautomatik) und genießen…

Und irgendwann, wird dann wieder aus dem knipsen ein bewusstes-unbewusstes Fotografieren.

Gehet hin und genießt! Es lohnt sich.

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